Das Auswahlverfahren für SAP-Dienstleister im Bereich Migration zu SAP Stammdatenmanagement (MDM/MDG) ist entscheidend für die erfolgreiche Einführung eines konsistenten, zuverlässigen und zentralisierten Stammdatenmanagements. SAP Master Data Governance (MDG) und andere SAP-Stammdatenlösungen spielen eine zentrale Rolle bei der Datenqualität, Prozessoptimierung und der Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Ein strukturierter Auswahlprozess stellt sicher, dass der passende Dienstleister identifiziert wird.
1. Zielsetzung und Bedarfsanalyse
Definieren Sie die konkreten Anforderungen und Ziele für die Migration zu SAP Stammdatenmanagement:
- Datenbereiche: Welche Stammdaten sollen verwaltet werden? Beispiele:
- Kundenstammdaten
- Lieferantenstammdaten
- Materialstammdaten
- Finanzstammdaten (z. B. Konten, Kostenstellen).
- Ziele:
- Zentralisierung der Stammdatenverwaltung
- Verbesserung der Datenqualität und -konsistenz
- Harmonisierung und Bereinigung bestehender Stammdaten
- Einhaltung von Compliance-Vorgaben
- Integration: Einbindung in bestehende SAP-Systeme wie SAP S/4HANA, SAP ECC oder SAP BTP.
- Prozessanforderungen: Governance-Workflows, Änderungsprozesse und Datenvalidierung.
2. Erstellung eines Anforderungskatalogs
Ein detaillierter Anforderungskatalog dient als Grundlage für die Bewertung der Dienstleister. Wichtige Kriterien sind:
Technische Expertise:
- Erfahrung mit SAP MDG (Master Data Governance), SAP MDM, SAP S/4HANA MDG und SAP BTP-Datenmanagementlösungen.
- Kenntnisse der Datenmodellierung und -harmonisierung in SAP.
- Erfahrung mit SAP Data Services und SAP Information Steward zur Datenbereinigung.
- Integration von SAP MDG in Non-SAP-Systeme.
Prozesskompetenz:
- Expertise bei der Einführung von Governance-Workflows zur Datenvalidierung und Änderungsverfolgung.
- Anpassung von Rollen- und Rechtekonzepten für Stammdaten.
- Erfahrung in der Automatisierung von Datenpflegeprozessen.
Migrations- und Datenqualitäts-Know-how:
- Fähigkeit zur Durchführung von Datenmigrationen aus heterogenen Quellen.
- Nutzung von Tools wie SAP Migration Cockpit, SAP Data Intelligence und Drittanbieter-Tools.
- Expertise bei Datenbereinigung, Dublettenprüfung und -eliminierung.
Methodik und Projektvorgehen:
- Nutzung bewährter Methoden wie SAP Activate oder agiler Projektmanagement-Ansätze.
- Bereitstellung eines klaren Migrationsplans (z. B. Greenfield vs. Brownfield).
Referenzen und Case Studies:
- Nachweis erfolgreicher Projekte im Bereich SAP Stammdatenmanagement.
- Referenzen von Kunden aus ähnlichen Branchen und Projektgrößen.
Daten-Governance-Strategie:
- Beratung zur langfristigen Datenstrategie und Data Governance-Strukturen.
- Unterstützung bei der Einführung von Data Ownership-Konzepten und KPIs für Datenqualität.
Tool-Kenntnisse und Innovation:
- Expertise in SAP MDG-Modulen: MDG-S (Supplier), MDG-C (Customer), MDG-M (Material).
- Know-how zu SAP BTP für cloudbasierte Erweiterungen und Datenintegration.
- Kenntnisse zu KI-gestützter Datenqualität und Automatisierung (z. B. Dubletten-Erkennung durch Machine Learning).
3. Auswahlkriterien für SAP-Dienstleister
Dienstleister sollten anhand der folgenden Kriterien bewertet werden:
SAP-Zertifizierungen:
- Prüfen Sie, ob der Dienstleister SAP Gold Partner ist oder Expertise im Bereich SAP MDG nachweisen kann.
- SAP-Recognized-Expertise-Zertifizierungen für Data Management und Migration.
Erfahrungswerte und Branchenexpertise:
- Erfahrung in der Implementierung von SAP MDG für Unternehmen Ihrer Größe und Branche.
- Kenntnisse der branchenspezifischen Stammdatenanforderungen (z. B. Produktion, Handel, Logistik).
Technologische Fähigkeiten:
- Beherrschung von SAP Data Management-Tools (SAP MDG, Data Services, Information Steward).
- Integration in hybride Systemlandschaften (SAP On-Premise und SAP Cloud).
Methodische Kompetenz:
- Nutzung eines strukturierten Vorgehensmodells (SAP Activate, agile Methoden).
- Klarer Migrationsfahrplan inklusive Testphasen und Validierung.
Skalierbarkeit und Flexibilität:
- Fähigkeit, sich an zukünftige Anforderungen anzupassen (z. B. Erweiterung auf neue Stammdatenbereiche).
Datenqualität und Reporting:
- Nachweisbare Methoden zur Verbesserung der Datenqualität.
- Implementierung von Monitoring-Tools für Datenqualität-Reports und KPIs.
Kostenstruktur und ROI:
- Transparente Kostenkalkulation für die Datenmigration und Implementierung von SAP MDG.
- Einschätzung des Return on Investment (ROI) durch verbesserte Stammdatenqualität.
4. Ausschreibung und Dienstleister-Evaluation
- Longlist erstellen: Identifizieren Sie potenzielle Dienstleister basierend auf SAP-Partnerlisten, Empfehlungen und Online-Recherchen.
- RFI/RFP-Prozess:
- Erstellen Sie eine Request for Information (RFI) oder Request for Proposal (RFP), um Informationen zu Lösungen, Referenzen und Ansätzen zu erhalten.
- Proof of Concept (PoC):
- Beauftragen Sie einen kleinen PoC, z. B. Datenmigration für einen Teilbereich oder Erstellung von Datenvalidierungs-Workflows.
- Workshops und Präsentationen:
- Führen Sie Workshops durch, um die Fähigkeiten des Dienstleisters live zu testen.
- Bewertung:
- Nutzen Sie eine Punktetabelle, um die Dienstleister objektiv nach Kosten, Expertise, Methodik und Innovationskraft zu vergleichen.
5. Vertragsgestaltung und Projektstart
- Service Level Agreements (SLAs): Definieren Sie klare Erwartungen an Projektlaufzeit, Datenqualität und Supportleistungen.
- Meilensteine und KPIs: Legen Sie Meilensteine für die Datenmigration und Qualitätssicherung fest.
- Datensicherheit: Klären Sie Themen wie Datenhoheit, DSGVO-Compliance und Sicherheitsanforderungen.
Fazit
Das Auswahlverfahren für SAP-Dienstleister im Bereich Migration zu SAP Stammdatenmanagement erfordert technologische Expertise, Prozess-Know-how und Erfahrung in der Datenmigration. Ein strukturierter Auswahlprozess mit klaren Kriterien, Workshops und Proof-of-Concepts stellt sicher, dass der Dienstleister in der Lage ist, Datenqualität nachhaltig zu verbessern und eine effiziente Stammdaten-Governance zu implementieren.